Verhaltenstherapie

Approbationsausbildung in Verhaltenstherapie

Die Approbationsausbildung in Verhaltenstherapie an der PHB zeichnet sich durch ihren verfahrensübergreifenden Charakter aus. Angehende systemische, verhaltenstherapeutische und psychodynamische TherapeutInnen lernen in einer Vielzahl gemeinsamer Veranstaltungen mit- und voneinander. Darüber hinaus ist die Ausbildung in besonderem Maß wissenschaftlich fundiert und wie ein Studium strukturiert. Es besteht die Möglichkeit, die Ausbildung mit einem zusätzlichen Master in Verhaltenstherapie zu absolvieren (M.Sc. Verhaltenstherapie).

Das Ausbildungsangebot steht auch zukünftig noch AbsolventInnen der Psychologie mit einem Diplom- oder Masterabschluss offen, die ihr Psychologiestudium vor dem 1. September 2020 begonnen haben. Die Ausbildung qualifiziert für die Approbationsprüfung und Erlangung der Fachkunde nach bisherigem Rechtssystem und kann vor dem Hintergrund der Psychotherapeutengesetzreform regulär noch begonnen und bis 2032 sowie in Härtefällen bis 2035 beendet werden. Informationen und persönliche Beratung erhalten Interessierte beim Team der Studienberatung unter studienberatung@phb.de.

FAQ zur Psychotherapeutengesetzreform
Studienberatung der PHB

Die Approbationsausbildung an der PHB startet jeweils zum Wintersemester. Es werden bis zu 18 Teilnehmer aufgenommen. Nach Vertragsabschluss kann die Praktische Tätigkeit auf Wunsch auch vorzeitig begonnen werden. Die Theorieseminare finden vorwiegend in Blockphasen an den Wochenenden (inklusive Freitag) statt – dabei fallen insgesamt 10-15 Wochenenden und 1-2 Blockwochen (u.a. „PHB-Summerschool“) pro Studienjahr an. Studium und Ausbildung gliedern sich in ca. 700 Theoriestunden (davon 630 auf die Therapieausbildung anrechenbare), 1.800 Stunden Praktische Tätigkeit und ca. 1.000 Stunden Praktische Ausbildung (Behandlungen, Supervision, Selbsterfahrung) sowie auf Wunsch das Masterprojekt. Die Ausbildung wird geleitet von Prof. Dr. Frank Jacobi und Prof. Dr. Johanna Böttcher.

Warum eine Ausbildung in Verhaltenstherapie?

Erhalt und Wiederherstellung psychischer Gesundheit haben gesellschaftlich eine große und weiter zunehmende Bedeutung. Es besteht ein großer Bedarf an Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die ambulant, in Kliniken oder anderen Einrichtungen Betroffene behandeln und somit zur Gesundheitsversorgung beitragen.

Die Verhaltenstherapie spielt hierbei eine prominente Rolle. Unter Verhalten werden in der Psychologie verschiedene menschlichen Reaktionen beschrieben: das sichtbare Handeln, aber auch, mit welchen inneren Bildern, Gedanken, Gefühlen und körperlichen Empfindungen wir auf bestimmte Situationen reagieren. Diese Reaktionen hängen miteinander zusammen, und es können im Laufe der Lerngeschichte eines Menschen problematische Muster entstehen, die langfristig negative Konsequenzen für das Individuum haben (wie z.B. übersteigerte Ängste, depressiver Rückzug, Suchtverhalten, zwischenmenschliche Probleme und Persönlichkeitsstörungen). Solches Problemverhalten führt dann zu starker Belastung und Beeinträchtigung. Die Verhaltenstherapie als psychotherapeutische Grundorientierung beinhaltet störungsspezifische und –unspezifische therapeutische Verfahren, die eine systematische Besserung der zu behandelnden Problematik anstreben. Die Maßnahmen verfolgen konkrete und operationalisierte Ziele und leiten sich aus Störungsdiagnostik und individueller Problemanalyse ab.  Einen inhaltlichen Einblick über die Verhaltenstherapie, wie sie an der PHB gelehrt wird, bieten etwa Brakemeier & Jacobi (2017) und Margraf & Schneider (2018)[1]. Der ständigen und dynamischen Entwicklung der Verhaltenstherapie in den vergangenen Jahrzehnten wird an der PHB Rechnung getragen, indem neben „klassischer“ kognitiver Verhaltenstherapie auch moderne Ansätze – wie etwa CBASP (ein moderner Ansatz zur Behandlung chronischer Depressionen) oder DBT (spezielle Vorgehensweisen zur Behandlung von Borderline Persönlichkeitsstörungen) – einführend vermittelt werden.

Wichtige Prinzipien unserer Ausbildung sind:

  • Optimistische und ressourcenorientierte Haltung (u.a. „Hilfe zur Selbsthilfe“)
  • Evidenzbasierung (bewährte „klassische“ und „neuere“ KVT-Therapieprogramme, Wirkfaktorenorientierung, aber auch Evaluation eigener Therapien)
  • Individualisierung der Therapien vor dem Hintergrund der besonderen Eigenschaften der Patientinnen und Patienten und ihrer Kontexte, in denen die Probleme bestehen
  • Praxisorientierung in der Lehre (Beziehungsgestaltung, Rollenspiele, Videos…)

Kombination von Ausbildung und zusätzlichem Master an der PHB

Zusätzlich zur Approbationsausbildung kann ein postgradualer Masterabschluss erworben werden (M.Sc. Verhaltenstherapie). Die Kombination aus Ausbildung und Studium ist aus verhaltenstherapeutischer Perspektive naheliegend, denn die VT verfolgt in besonderem Maße auch in ihrer Praxis eine wissenschaftliche Haltung („scientist-practitioner“) und hat den Anspruch, die Wirksamkeit ihrer vielfältigen Methoden fortlaufend empirisch abzusichern.

Ausbildungsteilnehmende, die ihre Approbationsausbildung mit dem zusätzlichen Masterabschluss kombinieren wollen, können ihre Ausbildung mit einem wissenschaftlichen Masterprojekt verbinden. Die Forschungsgruppen der PHB bieten hierfür vielfältige praxisnahe Themen an – das Thema kann aber auch entsprechend der eigenen Interessen und Ziele frei gewählt werden. Gemeinsame Forschungs- und Masterprojekte mit psychodynamischen KollegInnen tragen dazu bei, veraltete Schulenstreits zu überwinden und die eigene Perspektive zu schärfen und zu erweitern. Über das Masterprojekt hinaus steht für alle Ausbildungsteilnehmenden durchschnittlich eine Modulprüfung pro Semester an. Die Modulprüfungen bereiten ideal auf die Approbationsprüfung vor. Die Dauer von Studium und Ausbildung ist deshalb auf insgesamt 7 Semester ausgelegt. Zum Vergleich: die durchschnittliche Dauer einer dreijährigen Vollzeitausbildung beträgt bundesweit über 4,5 Jahre, wobei diese Dauer in der Regel durch noch laufende Psychotherapien der Praktischen Ausbildung bedingt ist. Es ist daher ohne weiteres möglich, die Kombination von Ausbildung und Studium an der PHB in der gleichen Zeit abzuschließen wie eine reine Ausbildung. Betrachtet man Studium, Ausbildung und Ambulanzeinnahmen insgesamt, sind die Kosten für Studium und Ausbildung an der PHB nicht höher als bei einer reinen Ausbildung. Natürlich kann auch eine zielgerichtete wissenschaftliche Karriere hier ihren Anfang nehmen. Durch Kooperationen mit anderen Universitäten kann an der PHB auch eine Promotion realisiert werden.

Für Ausbildungsinteressierte, die keinen zusätzlichen Masterabschluss anstreben, fällt in diesem Modell kein Mehraufwand an – sie profitieren jedoch von einem Ausbildungsmodell, das in besonderer Weise wissenschaftlich fundiert ist – ohne dabei auf die notwendige Praxisorientierung einer Psychotherapieausbildung zu verzichten. 

[1] Brakemeier, E.L. & Jacobi, F. (Hrsg.) (2017). Verhaltenstherapie in der Praxis. Weinheim: Beltz.
Margraf, J. & Schneider, S. (Hrsg.) (2018). Lehrbuch der Verhaltenstherapie (4. Aufl.) [Band I-IV]. Heidelberg. Springer.