DGP richtet neue Arbeitsgruppe Psychopneumologie unter Leitung von Prof. Stenzel ein

Unter Leitung von Prof. Dr. Nikola Stenzel hat die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie (DGP) eine neue Arbeitsgruppe für Psychopneumologie eingerichtet.

 

Ein wissenschaftlicher Schwerpunkt der Arbeitsgruppe liegt auf der Erfassung, Analyse und Verbesserung psychischer Symptome wie beispielsweise krankheitsspezifischer Ängste oder Depressivität bei psychopneumologischen Erkrankungen. Darüber hinaus beschäftigt sich die Arbeitsgruppe mit den Auswirkungen psychischer Prozesse auf die Symptomwahrnehmung, das Krankheitsverhalten und den Krankheitsverlauf bei chronischen Lungenerkrankungen. Ein weiteres Thema sind die Folgen psychischer Prozesse auf Behandlungs-Outcomes, insbesondere im Rahmen der pneumologischen Rehabilitation. Darüber hinaus ist die Arbeitsgruppe in der biopsychosozialen Grundlagenforschung pneumologischer Erkrankungen aktiv.

 

Für diese Themenbereiche, die medizinische und psychologische Aspekte verknüpfen, ist eine interdisziplinäre wissenschaftliche und praktische Zusammenarbeit mit weiteren Sektionen und Arbeitsgruppen der DGP wie mit psychologischen Fachgesellschaften geplant. Im Rahmen des DGP-Jahreskongresses trägt die Sektion mit dem Symposium „Lunge und Psyche“ darüber hinaus zur Kommunikation an die breite Fachgesellschaft bei. Langfristig ist zudem angedacht, Fort- und Weiterbildungsangebote in Form von Seminaren und Workshops für unterschiedliche Zielgruppen anzubieten.

 

Prof. Dr. Nikola Stenzel ist an der PHB Leiterin des Studiengangs M.Sc. Psychologie: Klinische Psychologie und Psychotherapie und des Fachbereichs Klinische Psychologie und Psychotherapie mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie sowie der Hochschulambulanz. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehört der Einfluss psychischer Faktoren auf die Symptomwahrnehmung und das Symptommanagement bei chronischen Lungenerkrankungen.

GaTe: Neues Kooperationsprojekt zur Prävention familiärer Tötungsdelikte gestartet

forschungsprojekt zur prävention von tötungsdelikten
Das Team der Projektleitung: Uwe Stürmer, Polizeipräsident in Ravensburg und Projektkoordinator, Prof. Rebecca Bondü (PHB), Prof. Thomas Görgen (DHPol) und Frank Sicking (VDI Technologiezentrum). Foto: A. Tutschner/Schwäbische

Tötungsdelikte in Partnerschaft und Familie im Blick: das Polizeipräsidium Ravensburg, die Deutsche Hochschule der Polizei und die Psychologische Hochschule Berlin (PHB) haben vor kurzem das gemeinsame Forschungsprojekt GaTe („Polizeiliche Gefährdungsanalysen zu Tötungsdelikten in Partnerschaft und Familie“) gestartet. Ziel des Projektes ist es zu untersuchen, inwiefern Tatandrohungen und -signale im Vorfeld (Leaking) Ansatzpunkte für eine verbesserte Prävention von Intimiziden darstellen könnten. An der PHB wird das Projekt unter Leitung von Prof. Dr. Rebecca Bondü am Fachbereich Entwicklungs-, Pädagogische und Familienpsychologie durchgeführt, wo im Rahmen des Projekts Lateran bereits zu Leakingphänomenen im Vorfeld von Amoktaten geforscht wurde.

 

Den Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik zufolge wurden allein im Jahr 2020 in Deutschland 139 Frauen und 30 Männer von ihren aktuellen oder früheren Partnern und Partnerinnen getötet; hinzu kommt ein Mehrfaches an Fällen, in denen die Betroffenen solche Tötungsversuche oftmals nur knapp überlebten. Immer wieder wird dann die Frage aufgeworfen, ob derartige Taten nicht hätten früher erkannt und durch rechtzeitiges Eingreifen – z.B. der Polizei – verhindert werden können.

 

Tötungsdelikte in intimen Beziehungen und ihre mögliche Früherkennung und Verhinderung stehen nun im Fokus des im Mai 2022 gestarteten und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekts „Polizeiliche Gefährdungsanalysen zu Tötungsdelikten in Partnerschaft und Familie“ (GaTe). Tötungen der Partnerin oder des Partners, sogenannte Intimizide, sind zumeist nicht spontane „Kurzschlusshandlungen“ oder plötzliche „Eifersuchtsdramen“. Vielmehr stellen sie in der Regel tragische Schlusspunkte längerer Konflikte dar, die auch im Verhalten und in Äußerungen von Tätern bzw. Täterinnen zum Ausdruck kommen können. Das Forschungsprojekt GaTe untersucht solche Hinweise auf eine möglicherweise bevorstehende Tat und greift dabei auf Erkenntnisse aus der Forschung zu anderen schweren Gewaltformen (Amoktaten, terroristische Anschläge) zurück, die gezeigt hat, dass die späteren Täter und Täterinnen im Vorfeld fast immer sogenanntes Leaking zeigen. Dazu gehören z.B. Androhungen einer Tat ebenso wie tatbezogene Äußerungen oder auffällige Änderungen im Verhalten. Leaking kann ein zentraler Ansatzpunkt für die Prävention von Intimiziden sein.

 

Ziel des vom Ravensburger Polizeipräsidenten Uwe Stürmer koordinierten Forschungsprojekts ist es, durch eine Verbesserung des Erkennens und der Bewertung von Leaking und anderen Warnsignalen die Gefährdungsanalyse und das Gefahrenmanagement in Bezug auf solche folgenschweren Taten erfolgreicher zu machen und letztlich Intimizide zu verhindern. Im Rahmen des Projekts wird zum einen untersucht, auf welche Weise, mit welchen Mitteln und mit welchem Erfolg Polizeibehörden in Deutschland bislang versuchen, hochriskante Beziehungskonstellationen zu erkennen und wie sie mit den erkannten Gefährdungen umgehen. Zum anderen werden auf der Basis von Justizakten aus einschlägigen Strafverfahren versuchte und vollendete Tötungsdelikte sowohl in bestehenden Partnerschaften als auch in Ex-Partnerschaften detailliert mit Blick auf ihre Vorgeschichte und mögliches Leakingverhalten analysiert. Auch durch Vergleiche mit weiteren Fällen aus dem Bereich von Beziehungskonflikten und ‑gewalt werden Kriterien herausgearbeitet, anhand derer die Bewertung der Ernsthaftigkeit von Tatankündigungen möglich ist. Die Erkenntnisse aus der Studie werden in ein praxisgerechtes Schulungskonzept umgesetzt, das im Rahmen des Projekts erprobt und im weiteren Verlauf auch allen Länderpolizeien für ihre Gefährdungsanalysen zur Verfügung gestellt wird.

 

Das Projekt wird im Rahmen des Forschungsprogramms „Anwender-Innovativ: Forschung für die zivile Sicherheit II“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert (www.sifo.de).

 

 

Psychologie erleben und verstehen: Die Lange Nacht der Wissenschaften 2022 an der PHB

Psychologie erleben und verstehen: An der PHB wurde die Lange Nacht der Wissenschaften 2022 zu einer Langen Nacht der Psychologie. Welche psychotherapeutischen Verfahren gibt es und wie findet man einen Therapieplatz? Wie kann man mit beruflichem Stress umgehen? Wie kann die Psychologie helfen, Phänomene wie Verschwörungstheorien zu verstehen und wie nutzt sie technologische Neuerungen wie die Virtual-Reality-Technologie? Fragen wie diese wurden in Vorträgen, Talks und Workshops aufgenommen und diskutiert. Ein Highlight des Abends war die Live-Therapie-Show „Sofa oder Sessel?“, in der Professor*innen und Psychotherapeut*innen der PHB zusammen mit einer Schauspielpatientin Therapiesequenzen improvisierten, die die Unterschiede aber auch die Gemeinsamkeiten der vier kassenrechtlich zugelassenen Therapieverfahren zum Ausdruck brachten.

Nach zweijähriger pandemiebedingter Pause hat sich die PHB dieses Jahr wieder an der Langen Nacht der Wissenschaften beteiligt. In Vorträgen, Diskussionsrunden, Workshops und einer LIve-Show präsentierten und diskutierten Wissenschaftler*innen aktuelle Forschungsfelder und -fragen der Psychologie. Dabei stellte 2022 das Thema psychische Gesundheit und Psychotherapie einen wichtigen Schwerpunkt dar.

 

Welche psychotherapeutischen Verfahren gibt es – und wie unterscheiden sie sich? In der Live-Show „Sofa oder Sessel?“ zeigten Psychotherapeut*innen der PHB in Schauspielsessions, was Therapieverfahren wie die Psychoanalyse, die Verhaltenstherapie, die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oder die kürzlich neu zugelassene Systemische Therapie in der Praxis ausmacht. Wie hilfebedürftige Menschen eine Psychotherapie finden können – dieser Frage Prof. Frank Jacobi in seinem anschließenden Vortrag nach und gab dabei auch Informationen und Tipps, wie die Suche nach einem Therapieplatz effektiv gestaltet werden kann.

 

Was aber können Menschen tun, um psychische Erkrankungen zu vermeiden? Wie kann beispielsweise für Erholung im Arbeitsalltag gesorgt werden? Dieses Thema nahm Prof. Tim Vahle-Hinz in seinem Vortrag „Out of office: Arbeit und Erholung“ in den Fokus. Über den Vortrag hinaus hatten Teilnehmende der Langen Nacht die Möglichkeit, direkt vor Ort ein Entspannungsverfahren auszuprobieren, das an der PHB erforscht und entwickelt wird.

 

Mit Verschwörungstheorien beschäftigte sich der Talk von Prof. Dr. Siegrief Preiser und ZEIT-Redakteur Alexander Eydlin – und zum Abschluss der Langen Nacht warf Fabian Kiepe schließlich einen Blick in die digitale Zukunft der Psychologie und berichtete über die aktuelle und zukünftige Nutzung von VR-Technologie in der psychologischen Forschung und Praxis.

 

Ein herzliches Dankeschön allen Beteiligten für diese schöne, interessante und lebendige Veranstaltung!

 

Fotos: Cornelia Weinberger

„Only time will tell“: Öffentliche Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Tim Vahle-Hinz an der PHB

Unter dem Titel „Only time will tell – Die Bedeutsamkeit von Zeit für die arbeitspsychologische Stressforschung“ hat Prof. Dr. Tim Vahle-Hinz am 28. Juni seine öffentliche Antrittsvorlesung an der PHB gehalten. Prof. Vahle-Hinz leitet an der PHB den Fachbereich Organistions-, Wirtschafts- und Sozialpsychologie sowie den M.Sc. Psychologie: Gesundheit in Arbeit und Gesellschaft, der im Wintersemester 2022/23 neu an der PHB starten wird.

 

„Die Zeit heilt alle Wunden“. „Kommt Zeit, kommt Rat“. „Was lange währt, wird endlich gut“. Diese Sprichworte verdeutlichen, dass Menschen Zeit eine gewisse Bedeutsamkeit beimessen und glauben, dass sich über die Zeit Veränderungen im Erleben und Verhalten einstellen. Und tatsächlich verändert sich menschliches Empfinden über einen Arbeitstag hinweg – und auch die Bedingungen, unter denen wir arbeiten, sind nicht über die Zeit stabil. In einer Woche empfinden wir unsere Kollegen und Kolleginnen als große Unterstützung – in der nächsten wiederum als Belastung. Obwohl Zeit für die Wechselwirkungen zwischen Arbeit und Gesundheit also wichtig ist, ist die Rolle, die Zeit in diesen Zusammenhängen spielt, bislang wenig diskutiert worden. Gibt es beispielsweise einen Unterschied zwischen stabilen oder fluktuierenden Einflüssen von Arbeitsbedingungen auf Gesundheit und Wohlbefinden? Und lassen sich systematische Verläufe von Befinden oder Arbeitsbedingungen über die Zeit beobachten, die relevant sind für gesundheitliche Auswirkungen? In seiner Antrittsvorlesung diskutierte Prof. Dr. Tim Vahle-Hinz Fragen wie diese am Beispiel eigener Forschungen und präsentierte Überlegungen zu bislang wenig beachteten Aspekten von zeitlichen Dynamiken.

Foto Vahle-Hinz
Prof. Tim Vahle-Hinz

Zur Person:

Prof. Dr. Tim Vahle-Hinz leitet an der PHB den Fachbereich Organisations-, Wirtschafts- und Sozialpsychologie sowie den Masterstudiengang Psychologie: Gesundheit in Arbeit und Gesellschaft. In seiner Forschungsarbeit widmet er sich schwerpunktmäßig der Prävention von berufsbedingten Erkrankungen sowie der Gesundheitsförderung im betrieblichen Kontext und untersucht organisationale Faktoren und Verhaltensweisen, die Beschäftigte darin unterstützen sich in ihrer Arbeit zu entwickeln (positiver Ansatz), sowie Faktoren und Verhaltensweisen, die helfen, negative gesundheitliche Folgen von Erwerbsarbeit zu verhindern (negativer Ansatz). Thematische Schwerpunkte liegen dabei auf der Untersuchung von Mechanismen, die die positive oder negative Wirkung von organisationalen Faktoren und Verhaltensweisen erklären können, sowie auf gesundheitsrelevanten Veränderungen in der Art und Weise, wie wir arbeiten (Stichwort: Zukunft der Arbeit).

Der Diversity-Tag 2022 an der PHB: Wie divers ist die heutige Psychotherapie?

Menschliche Lebensformen und Identitäten sind bunt und vielfältig. Leider werden einige davon – die meisten sogar – noch immer diskriminiert. Der „Diversity“-Ansatz, der aus der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung entstanden ist, will solchen Diskriminierungen entgegentreten – und zwar nicht, indem Unterschiede geleugnet, sondern indem diese als kostbare Ressource gewürdigt und für alle nutzbar gemacht werden. Um auf dieses Anliegen deutschlandweit aufmerksam zu machen, wurde vor einigen Jahren der Deutsche Diversity-Tag ins Leben gerufen, an dem sich auch die PHB als Unterzeichnerin der Charta der Vielfalt regelmäßig beteiligt. 2022 fand der Diversity-Tag am 31. Mai statt. Dabei stand dieses Jahr die Frage im Zentrum, wie sehr geschlechtliche oder kulturelle Diversität in der psychotherapeutischen Lehre und Praxis in Deutschland berücksichtigt wird – und was getan werden kann, um dies noch weiter zu fördern.


31. Mai 2022 | 17 Uhr

Emilian Walter: „Transgender and non-binary people: Basic knowledge and advice for therapists“

For therapists, future therapists and teachers, knowing more about the different social identities of the people we want to support allows us to do it in a safer and more effective way. As a non-binary person who went to therapy, Emilian Walter knows what is the position of the client in this situation. And as a life-coach supporting other transgender and non-binary people, they know how to give them a safer space by understanding their life experiences. In this talk, they presented important knowledge and vocabulary about transgender and non-binary people, as well as advice to help people from these groups feel safer and more welcome in a therapeutic or learning environment.

 

 

 

31. Mai 2022 | 18 Uhr
Prof. Storck • Prof. Böttcher: „Reiche Kartoffeln mit geringfügigen Druckstellen? – Wie hält es die Psychotherapie heute mit der Diversität?“

Prof. Johanna Böttcher

Prof. Timo Storck

Prof. Johanna Böttcher und Prof. Timo Storck diskutierten in ihrem Vortrag die Frage, wie gut die Psychotherapie den Anforderungen an eine kultur- und gendersensitive Behandlung psychischer Störungen gewachsen ist. Dabei hob Prof. Storck problematische Aspekte des (Nicht-) Umgangs mit Diversität in der Psychoanalyse hervor und zeichnete den Weg zur gegenwärtigen Lage nach. Prof. Böttcher demonstrierte die aktuelle Praxis kultursensitiver Psychotherapie anhand einer verhaltenstherapeutischen Behandlung für arabisch-sprachige Geflüchtete. Sie berichtete von dem Prozess der kulturellen Adaptation und erläuterte anhand eines Beispiels unterschiedliche Herausforderungen im therapeutischen Prozess.

 

 

31. Mai 2022 | ab 19 Uhr

Josua Handerer: Systemische Therapie und Diversität

Im dritten Vortrag des Tages nahm Josua Handerer, Ausbildungsleiter für Systemische Therapie an der PHB, einen systemischen und anwendungsbezogenen Blick auf Diversitätsthemen in der psychotherapeutischen Praxis vor. Er ging dabei auf die Frage ein, wie TherapeutInnen damit umgehen können, wenn ihnen im Praxisalltag PatientInnen mit unterschiedlichen Lebensformen und -wirklichkeiten begegnen. Dabei skizzierte er typische Probleme, die sich daraus ergeben können, wenn PatientInnen ein anderes Geschlecht haben, in einem anderen Lebensabschnitt sind oder aus einem anderen kulturellen Kontext stammen als ihre TherapeutInnen und zeigte systemische Lösungsansätze dafür auf.

 

 

Wir bedanken uns bei allen Beteiligten für den spannenden und lehrreichen Tag!

„Psychologie und Gesellschaft“: Neue öffentliche Vortragsreihe in Kooperation mit dem BDP

Unsere Gesellschaft befindet sich in einem Prozess beständigen Wandels, der in den letzten Jahren auf verschiedenen Ebenen krisenhafte Ausformungen angenommen hat. Die Klimakrise, die Corona-Pandemie, der Ukrainekrieg und damit einhergehend neue Flucht- und Migrationsbewegungen haben das Leben vieler Menschen erschüttert und bisheri­ge Lebensweisen und Gewissheiten aufgelöst. Dabei ist die Gesellschaft zunehmend mit Spannungen und Konflikten konfrontiert, die Gefahren der Eskalation und Spaltung mit sich bringen.

 

Wie kann die Psychologie – in ihrer Doppelrolle als Wissenschaft und als Profession – an dieser Stelle unterstützen? Welche gesellschaftlichen Aufgaben hat sie in Zeiten von Krisen, Konflikten und Unsicherheiten? Welche Beiträge kann sie bei der Weiterentwicklung einer lebenswerten Gesellschaft leisten und wie kann sie gesellschaftlichen Zusammenhalt und Resilienz fördern? Zu diesen Themen hat die PHB gemeinsam mit der Sektion Politische Psychologie des BDP eine neue Veranstaltungsreihe „Psychologie und Gesellschaft“ ins Leben gerufen, die sich im Sommersemester mit den Themen Krieg und Flucht beschäftigen wird. Die Vorträge werden im Hörsaal der PHB stattfinden – alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

 

Im ersten Vortrag der neuen Vortragsreihe wird sich Dr. Korinna Fritzemeyer am 03. Mai der Frage widmen, wie private oder professionelle Begegnungen mit Menschen, die Kriegserfahrungen haben, gestaltet werden können. Dr. Fritzemeyer forscht schwerpunktmäßig zur generationsübergreifenden Weitergabe von Traumatisierungen durch Krieg und Verfolgung. In der Praxis hat sie lange mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen im Nordirak gearbeitet und ist in einem psychoanalytisch orientierten Projekt für geflüchtete Familien mit Kleinkindern in Berlin-Neukölln tätig.

 

Wissenschaftliche Erkenntnisse zu Ursachen und Folgen von Traumata wird Dr. Inga Schalinski, Vertretungsprofessorin im Schwerpunkt Klinische Psychologie und Psychotherapie an der PHB, im zweiten Vortrag am 23. Mai vorstellen. Dabei wird sie auch darauf eingehen, wann Belastungen zu psychischen Erkrankungen führen – und was davor schützt. Dr. Schalinski hat zu Posttraumatischen Belastungsstörungen promoviert und sich in der Folge wissenschaftlich mit den Themen Gewalt, Krieg und Traumata beschäftigt.

 

Auf die Perspektive derjenigen, die aktiv kämpfend an Kriegsgeschehen beteiligt sind, wird schließlich Dr. Claudia Bueno am 19. Juli eingehen. Dabei wird sie sich mit der Frage befassen, inwiefern auch die Ausübung von Gewalt für die Täter mit eigenen Traumatisierungen verknüpft ist – und inwiefern mit zunehmender Tendenz zu Brutalität. Dr. Bueno hat an der Universität Konstanz promoviert. Dabei hat sie die Traumaexposition und die psychische Belastung von Tätern und Opfern organisierter Gewalt in lateinamerikanischen Kriegsregionen untersucht.

Mehr Informationen

03. Mai 2022 ab 19 Uhr | Dr. Korinna Fritzemeyer: Im Kontakt mit Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten – wie können wir Erschütterungen durch Krieg und Verfolgung verstehen und begegnen?

 

23. Mai 2022 ab 19 Uhr | Dr. Inga Schalinski: Traumata und ihre Folgen. Wie wir Menschen mit traumatischen Erfahrungen umgehen – und wann sie uns krank machen

 

19. Juli 2022 ab 19 Uhr | Dr. Claudia Bueno: Trauma und Aggression in Kriegsgebieten: zur Perspektive der kämpfenden Kriegsbeteiligten

Erklärung der Psychologischen Hochschule Berlin zum Krieg gegen die Ukraine

Mit hilflosem Entsetzen haben Mitglieder und Studierende der PHB den Rückfall der Politik in das skrupellose Machtkalkül der vergangenen Jahrhunderte erlebt, der humanitäre, zivilisatorische und kulturelle Errungenschaften über Nacht in den Ab­grund geschleudert hat. Unser Mitgefühl und unsere Solidarität gelten den ukrainisch- und den russischsprachigen Opfern einer brutalen Kriegsführung, den getöteten, verwundeten und aus ihren Wohnungen vertriebenen Zivilisten und ihren Angehörigen. Unsere Verachtung richtet sich gegen das kriegsverbrecherische System um Wladimir Putin, gegen die vermeint­lichen Kriegsgewinnler in seinem Umfeld und gegen seine Verbündeten in Tschetschenien, Syrien – und auch im Donbass. Unsere Anerkennung gilt dem Mut derer, die Menschlichkeit, Wahrhaftigkeit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie in Russland nicht aufgegeben haben und mit ihrem Einsatz ihren Arbeitsplatz, ihre Freiheit und ihre körperliche Unversehrtheit aufs Spiel setzen. Unser Mitgefühl gilt auch den ukrainischen Soldaten, die sich durch den russi­schen Angriff gezwungen sehen, ihre Heimat zu verteidigen, und den jungen russischen Sol­daten, die ohne ihren Willen und teilweise unter Täuschungen in den Krieg geschickt wurden.

 

Es gibt viele russische oder russischsprachige Mitbürgerinnen und Mitbürger in Berlin und auch an der PHB. Wir dürfen keinesfalls in die irrationale Falle tappen, sie alle unter den General­verdacht der Sympathie für einen völkerrechts- und menschenrechtswidrigen Angriffskrieg zu stellen. Wir haben kein Verständnis dafür, wenn Kompositionen von Strawinski, Tschaikowski oder Shostakovich aus den Konzertprogrammen gestrichen werden. Wir ver­weigern uns der Diskriminierung russischer und russischsprachiger Menschen, während wir das menschen- und wahrheitsverachtende Regime Wladimir Putins auf das Schärfste verurtei­len.

 

Aufgabe der Psychologie ist es, den verheerenden psychischen Folgen des Krieges etwas ent­gegenzusetzen, persönliche Ressourcen zu nutzen und wiederaufzubauen, Hilflosigkeit in Engagement zu transformieren und weitere menschengemachte Katastrophen zu verhindern.

 

Mit folgenden Projekten stellt sich die PHB ihrer Aufgabe in der und für die Gesellschaft – und für die Menschen, die unter den Verbrechen dieses Krieges zu leiden haben:

  • In Zusammenarbeit mit ukrainischen Psychologinnen und Psychologen in Berlin und in der Ukraine sowie mit der Fachgruppe Notfallpsychologie des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) erarbeiten wir online-basiertes Trainingsmaterial zur Beratung oder zur Kurzzeittherapie von traumatisierten Men­schen.
  • Wir arbeiten an Möglichkeiten, an die PHB-Flüchtlingsprojekte von 2015 anzuknüp­fen und uns hier in Berlin an der Beratung und Kurzzeittherapie von Geflüchteten mit Hilfe von Dolmetschern zu beteiligen.
  • Unter dem Leitthema „Aufgaben der Psychologie für die Gesellschaft“ startet die PHB im Mai in Zusammenarbeit mit der BDP-Sektion Politische Psychologie eine öffentliche Ver­anstaltungsreihe, die in diesem Jahr auf das Thema „Krieg und Flucht – Psychologi­sche Perspektiven und Hilfestellungen“ fokussiert ist. Die ersten Termine der Vortragsreihe werden in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden.

 

Prof. Dr. Siegfried Preiser
Rektor der Psychologischen Hochschule Berlin

 

Dr. Günter Koch
Geschäftsführer der Psychologischen Hochschule Berlin

Zum Praktikum nach Island, Frankreich oder Norwegen: PHB ist jetzt Erasmus-Universität

Die Europäische Kommission für Bildung, Jugend, Sport und Kultur hat der PHB die ERASMUS-Charta zugesprochen. Damit ist die PHB nun offiziell Erasmus-Universität. Studierende der PHB haben ab dem Sommersemester die Möglichkeit, sich ein selbst organisiertes Praktikum mit einer Dauer von zwei bis zwölf Monaten in einem der Programm- und Partnerländer finanziell fördern zu lassen.

 

Programmländer sind alle EU-Mitgliedsstaaten sowie Island, Liechtenstein, Nordmazedonien, Norwegen, Serbien und die Türkei. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahlan Partnerländern in Regionen wie Australien, Asien oder Lateinamerika. Informationen finden sich auf der entsprechenden Länderseite des DAAD.

 

Das Praktikum selbst muss nicht im Studienplan vorgeschrieben sein, es sollte aber zum Studienplan und Berufswunsch passen. Die Praktikumsplätze müssen sich Studierende selbst suchen und entsprechende Vereinbarungen vorbereiten. Die Dauer des Praktikums kann zwischen zwei und zwölf Monaten liegen.

 

Weitere Informationen zum Programm und zum Bewerbungsprozedere finden sich auf der Website der PHB.

TONI: Neue Studie zu internet-basierten Therapieansätzen in Kooperation mit der FU Berlin

Im Rahmen einer vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss geförderten Studie untersuchen die PHB, vertreten durch Prof. Johanna Böttcher, und die Freie Universität Berlin die Akzeptanz, Machbarkeit und Wirksamkeit der neuen therapeutischen Online-Intervention TONI.

 

Psychotherapie ist wirksam, allerdings nicht bei allen PatientInnen auf die gleiche Weise. Auch wenn durch eine Psychotherapie für die Mehrheit der PatientInnen eine substanzielle Verbesserung der Symptome erreicht werden kann, bleibt der Behandlungserfolg nicht immer stabil. Zusätzlich werden die Wartezeiten auf einen Psychotherapieplatz immer länger. Ein Weg, sich diesen Herausforderungen zu stellen, kann in der Integration von onlinebasierten Modulen in die ambulante psychotherapeutische Arbeit liegen.

 

TONI ist ein browserbasiertes Programm, das PsychotherapeutInnen aller Verfahren den flexiblen Einsatz von Online-Modulen in der ambulanten Psychotherapie ermöglicht, unabhängig von der Diagnose. So können Therapieinhalte zusätzlich vertieft oder ergänzt werden. Die Module umfassen unterschiedliche psychotherapeutische Inhalte, wie z.B.  Selbstwert, Umgang mit Emotionen, Gesundheit oder Achtsamkeit. Die Online-Module wurden gemeinsam mit PatientInnen und PsychotherapeutInnen in verfahrensübergreifenden Fokusgruppen entwickelt.

 

Die Evaluationsphase der Studie startet im Mai 2022 und vergleicht den Einsatz von TONI zusätzlich zur Psychotherapie mit der regulären Durchführung von Psychotherapie ohne Online-Interventionen. Es soll überprüft werden, inwiefern die Integration von TONI in die Psychotherapie mit einem zusätzlichen Nutzen verbunden ist.

 

Als Wissenschaftliche Mitarbeiterin ist Friederike Fenski (M.Sc. Psychologie) seitens der PHB in diesem Projekt tätig.

 

Das Projekt hat im April 2021 begonnen und hat eine Laufzeit von 3 Jahren; das Gesamtfördervolumen umfasst 1.550.000 €; das Fördervolumen für die PHB beträgt 257.000 €.

Prof. Johanna Böttcher ist Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie an der PHB. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich unter anderem mit der Entwicklung und Evaluation von therapeutischen Online-Interventionen für psychische Störungen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf transdiagnostischen, störungsübergreifenden Verfahren. Neben der Erforschung der Wirksamkeit dieser Interventionen (und den potentiellen Nebenwirkungen dieser Behandlungen) liegt auch die Untersuchung von Wirkfaktoren im Fokus ihres Forschungsinteresses.

Weitere Informationen

ViContact 2.0: BMBF bewilligt Förderung von Verbundvorhaben unter Koordination von Prof. Renate Volbert

Prof. Volbert, Leitung des Fachbereichs Rechtspsychologie an der PHB
Prof. Dr. Renate Volbert

Rechtspsychologie an der PHB: das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat zum 1. Oktober die Förderung des Verbundprojekts „Erstgespräche bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch – Professionalisierung von Erstbefragenden verschiedener Professionen durch Übung in virtuellen Szenen (ViContact 2.0)“ bewilligt. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und wird von Prof. Dr. Renate Volbert, Leiterin des Fachbereichs Rechtspsychologie an der PHB, koordiniert.

 

Es handelt sich um ein gemeinsames Forschungsvorhaben der Europa-Universität Flensburg, Institut für Sonderpädagogik (Prof. Dr. Simone Pülschen), der Georg-August-Universität Göttingen, Schwerpunktprofessur Forensische Psychiatrie und Psychotherapie (Prof. Dr. Jürgen Müller) und der Psychologischen Hochschule, Professur für Rechtspsychologie (Prof. Dr. Renate Volbert). Die Projektkoordination erfolgt durch Prof. Dr. Volbert.

 

Von 2018 bis 2021 wurde im ebenfalls BMBF-geförderten Verbundprojekt ViContact von den Projektpartnern bereits ein Trainingskonzept für Erstgespräche bei Verdacht auf sexualisierte Gewalt für Lehramtsstudierende entwickelt, das neben einem handlungsorientierten Training in Seminarform ein Trainingsmodul enthält, in dem feedbackgestützte Gespräche mit Kindern in realitätsnahen virtuellen Szenen praktisch geübt werden können (VR-Training). Dieses Trainingsformat soll nun zur Disseminationsreife geführt und in enger Abstimmung mit Praxispartner*innen zu einem breit einsetzbaren Angebot weiterentwickelt, für weitere Zielgruppen erschlossen und in Praxistests evaluiert werden.

 

In der Berliner Arbeitsgruppe wird das bereits entwickelte VR-Training auf der Basis der Erkenntnisse der ersten Förderphase inhaltlich verbessert, um ein optimales Trainingsergebnis zu erreichen. Außerdem wird es um ein Dokumentationsmodul ergänzt, so dass auch das Dokumentieren eines Gesprächs praktisch feedbackgestützt geübt werden kann. Ferner sollen die bisher gewonnenen Erkenntnisse für eine weitere Zielgruppe adaptiert werden, die Kinder unter Rahmenbedingungen befragt, welche vom schulischen Kontext abweichen (z.B. jüngeres Alter, fehlende Bekanntschaft zwischen Fachkraft und Kind etc.): In Kooperation mit PraxispartnerInnen aus dem Kinderschutz soll ein zielgruppenspezifisches handlungsorientiertes Training entwickelt und evaluiert werden, das u.a. ein Feedback zu Praxisgesprächen nach vorherigen Probegesprächen in der virtuellen Realität vorsieht.

 

Als Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen sind Dipl.-Psych. Anett Tamm und Elsa Gewehr (M.Sc. Psychologie, M.Sc. Rechtpsychologie) in der Berliner Arbeitsgruppe tätig.

 

Das Projekt hat am 1.10.2021 begonnen und hat eine Laufzeit von 36 Monaten; das Gesamtfördervolumen umfasst 1.085.000 €; das Fördervolumen für die PHB beträgt 348.624 €.