Forschungsprojekt: Therapeutische Techniken und Mediatoren des Therapieerfolgs
Projektträger: Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft (2017-2019), Heigl-Stiftung (2019-2025)
Projektlaufzeit: 2017-2027
Projektleitung: Prof. Dr. Antje Gumz
Projektmitarbeiter:innen:Dr. Laurence Reuter, Fabian Franken
Die verbalen Techniken (im Sinne verbaler Äußerungen) sind Werkzeug und Hauptmedium in den meisten Psychotherapieverfahren (Gumz et al. 2015). Mit dem Ziel, die von Therapeuten in der Praxis verwendeten Techniken anhand beobachtbarer Merkmale zu beschreiben, haben wir in einem Mixed-Methods-Forschungsansatz ein Kategoriensystem, die Psychodynamische Interventionsliste (PIL), entwickelt (Gumz et al. 2017). Hierfür haben wir Sitzungstranskripte im ersten Schritt qualitativ und in weiteren Untersuchungen quantitativ analysiert. Mit der PIL lassen sich Kategorien verbaler Techniken auf drei Beschreibungsdimensionen erfassen: Interventionsmodus, thematischer Bezug und zeitlicher Bezug.
Wir haben 60 Therapiesitzungen mit der PIL geratet und haben geprüft, inwieweit bestimmte verbale Techniken mit der Sitzungsqualität (erzielte Allianz, Einsicht, Problemlösung) zusammenhängen (Gumz et al. 2024). Die Therapeuten in unserer Studie verwendeten am stärksten die Kategorien „Wiederholen, Umschreiben, Zusammenfassen“, „Bedeutung
hinzufügen“, „Explorieren“, gefolgt von der Kategorie „Auf Verhalten und Denkmuster hinweisen“. Die Kategorien, die unter „supportive Interventionen“ subsumiert werden können, wurden in sehr geringer Ausprägung gefunden, hier wurde die Kategorie „Vorschlag“ am stärksten verwendet. In der Studie haben wir zudem gezeigt, dass eine stärkere Verwendung supportiver Techniken mit einer besseren therapeutischen Allianz aus Patientensicht einherging. Exploratorische Analysen ergaben, dass hier vor allem die Emotionale Anteilnahme (also eine nicht-direktive supportive Technik) entscheidend war. In zukünftigen Studien möchten wir direktive und nicht-direktive supportive Techniken separat betrachten.
Wir gehen davon aus, dass die therapeutischen Techniken über bestimmte Mediatoren zur therapeutischen Symptombesserung führen. Es gibt zahlreiche Messinstrumente, die speziell zur Erfassung empirisch validierter Mediatoren entwickelt wurden (Krebs et al. 2018). Die meisten dieser Messinstrumente wurden auf Basis von Expertenmeinungen und theoretischen Modellen entwickelt. Unser Ziel war zum einen, ein differenziertes Spektrum an potentiellen Mediatoren der Veränderung zu erfassen und dabei zum anderen sowohl die Therapeuten- als auch die Patientenperspektive zu berücksichtigen. Zunächst haben wir daher in zwei ersten Schritten Therapeuten (Marx et al. 2021) und Patienten (Reuter et al. in Vorb.) schulenübergreifend befragt, auf welche Weise sich Veränderung in Psychotherapien ereignete. Die Interviews haben wir mit qualitativer Methodik analysiert und haben hieraus ein Kategoriensystem der Mediatoren der Veränderung und in einem weiteren quantitativen Schritt einen Fragebogen entwickelt (Mediators of change in Psychotherapy Inventory; MoCPI (Gumz et al. in Vorb.; Gumz 2024). Die insgesamt 22 Items lassen sich zu fünf übergeordneten Faktoren zusammenfassen: „Beziehung“ (Itembeispiel: „Durch das Miteinander-Reden in der heutigen Sitzung … fühlte ich mich getröstet.“); „Wahrnehmen und Ausdrücken von Gefühlen und Gedanken“ („… konnte ich besser erkennen, was ich genau empfinde.“); „Bewusstwerdung biographischer Erfahrungen“ („… wurden mir viele Erlebnisse, Gefühle oder Gedanken aus meiner Kindheit wieder bewusst.“; „Neuer Blick auf Problematik“ („… bekam ich eine neue Sicht auf meine Probleme und Themen.“); „Selbstoffenbarung“ („… konnte ich bislang unausgesprochene Dinge mitteilen.“). In unseren künftigen Forschungen möchten wir den Fragebogen einsetzen, um Veränderungsprozesse weiter zu erforschen.
Kontakt: a.gumz@phb.de, l.reuter@phb.de
Weiterführende Links:
Antje Gumz: The techniques of the psychodynamic therapist: verbal interventions from a theoretical and practice-oriented perspective
Antje Gumz et. al.: A bottom-up approach to assess verbal therapeutic techniques. Development of the Psychodynamic Interventions List (PIL)
Antje Gumz: Short definitions of the Psychodynamic Interventions List (PIL) categories