Der Diversity-Tag 2022 an der PHB: Wie divers ist die heutige Psychotherapie?

Menschliche Lebensformen und Identitäten sind bunt und vielfältig. Leider werden einige davon – die meisten sogar – noch immer diskriminiert. Der „Diversity“-Ansatz, der aus der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung entstanden ist, will solchen Diskriminierungen entgegentreten – und zwar nicht, indem Unterschiede geleugnet, sondern indem diese als kostbare Ressource gewürdigt und für alle nutzbar gemacht werden. Um auf dieses Anliegen deutschlandweit aufmerksam zu machen, wurde vor einigen Jahren der Deutsche Diversity-Tag ins Leben gerufen, an dem sich auch die PHB als Unterzeichnerin der Charta der Vielfalt regelmäßig beteiligt. 2022 fand der Diversity-Tag am 31. Mai statt. Dabei stand dieses Jahr die Frage im Zentrum, wie sehr geschlechtliche oder kulturelle Diversität in der psychotherapeutischen Lehre und Praxis in Deutschland berücksichtigt wird – und was getan werden kann, um dies noch weiter zu fördern.


31. Mai 2022 | 17 Uhr

Emilian Walter: „Transgender and non-binary people: Basic knowledge and advice for therapists“

For therapists, future therapists and teachers, knowing more about the different social identities of the people we want to support allows us to do it in a safer and more effective way. As a non-binary person who went to therapy, Emilian Walter knows what is the position of the client in this situation. And as a life-coach supporting other transgender and non-binary people, they know how to give them a safer space by understanding their life experiences. In this talk, they presented important knowledge and vocabulary about transgender and non-binary people, as well as advice to help people from these groups feel safer and more welcome in a therapeutic or learning environment.

 

 

 

31. Mai 2022 | 18 Uhr
Prof. Storck • Prof. Böttcher: „Reiche Kartoffeln mit geringfügigen Druckstellen? – Wie hält es die Psychotherapie heute mit der Diversität?“

Prof. Johanna Böttcher

Prof. Timo Storck

Prof. Johanna Böttcher und Prof. Timo Storck diskutierten in ihrem Vortrag die Frage, wie gut die Psychotherapie den Anforderungen an eine kultur- und gendersensitive Behandlung psychischer Störungen gewachsen ist. Dabei hob Prof. Storck problematische Aspekte des (Nicht-) Umgangs mit Diversität in der Psychoanalyse hervor und zeichnete den Weg zur gegenwärtigen Lage nach. Prof. Böttcher demonstrierte die aktuelle Praxis kultursensitiver Psychotherapie anhand einer verhaltenstherapeutischen Behandlung für arabisch-sprachige Geflüchtete. Sie berichtete von dem Prozess der kulturellen Adaptation und erläuterte anhand eines Beispiels unterschiedliche Herausforderungen im therapeutischen Prozess.

 

 

31. Mai 2022 | ab 19 Uhr

Josua Handerer: Systemische Therapie und Diversität

Im dritten Vortrag des Tages nahm Josua Handerer, Ausbildungsleiter für Systemische Therapie an der PHB, einen systemischen und anwendungsbezogenen Blick auf Diversitätsthemen in der psychotherapeutischen Praxis vor. Er ging dabei auf die Frage ein, wie TherapeutInnen damit umgehen können, wenn ihnen im Praxisalltag PatientInnen mit unterschiedlichen Lebensformen und -wirklichkeiten begegnen. Dabei skizzierte er typische Probleme, die sich daraus ergeben können, wenn PatientInnen ein anderes Geschlecht haben, in einem anderen Lebensabschnitt sind oder aus einem anderen kulturellen Kontext stammen als ihre TherapeutInnen und zeigte systemische Lösungsansätze dafür auf.

 

 

Wir bedanken uns bei allen Beteiligten für den spannenden und lehrreichen Tag!