Alles nur im Kopf? Studie unter Leitung von Prof. Bondü zeigt, dass agressive sexuelle Fantasien auch aggressives Verhalten begünstigen

Obwohl angenommen wird, dass aggressive sexuelle Fantasien einen Risikofaktor für sexuell aggressives Verhalten darstellen, existiert dazu bislang erstaunlich wenig Forschung. Unter Leitung von Prof. Dr. Rebecca Bondü hat ein Forschungsteam der Psychologischen Hochschule Berlin (PHB) dieses Phänomen in den letzten Jahren im Rahmen einer Studie untersucht und nun neue Forschungsergebnisse dazu veröffentlicht. 

 

Die Ergebnisse basieren auf einer Online-Umfrage, an der 664 Personen aus der Normalbevölkerung teilgenommen hatten. Dabei gaben 77 Prozent der Teilnehmenden an, schon einmal aggressive sexuelle Fantasien in ihrem Leben gehabt zu haben. Insgesamt berichteten Männer bedeutend häufiger von solchen Fantasien als Frauen. Die Fantasien ließen sich zudem nach ihrer Intensität in verschiedene Untergruppen einteilen. Diese Untergruppen umfassten nur wenig schmerzvolle Handlungen wie Kratzen oder an den Haaren ziehen, nicht-einvernehmliche Handlungen wie unerwünschten Berührungen oder Vergewaltigung sowie sehr gewalttätige Handlungen wie Verletzungen durch Waffen.

 

Darüber hinaus zeigte die Studie erstmals, dass aggressive sexuelle Fantasien der stärkste Prädiktor für sexuell aggressives Verhalten in Form von sadistischem Verhalten waren, selbst dann, wenn andere bekannte Risikofaktoren für solches Verhalten gleichzeitig berücksichtigt wurden. Dies deutet darauf hin, dass aggressive sexuelle Fantasien solches Verhalten womöglich begünstigen und in der Forschung zu sexuell aggressivem Verhalten sowie zu entsprechenden Therapieansätzen stärkere Beachtung finden sollten.

 

Die Befunde können nachgelesen werden in R. Bondü und J. Birke (2021). Aggression-related sexual fantasies: Prevalence rates, sex differences, and links with personality, attitudes, and behavior. The Journal of Sexual Medicine. Online first. https://doi.org/10.1016/j.jsxm.2021.06.006