Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs: Kooperation der Erzdiözese Bamberg mit der PHB und der Universität Greifswald

Prof. Renate Volbert
Prof. Renate Volbert

Die Erzdiözese Bamberg hat mit der Psychologischen Hochschule Berlin (PHB) und der Universität Greifswald eine Kooperationsvereinbarung zur Durchführung des Forschungsprojekts „Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der Erzdiözese Bamberg“ abgeschlossen. Geleitet wird das Projekt von Prof. Dr. Renate Volbert, Professorin für Rechtspsychologie an der PHB, Prof. Dr. Stefan Harrendorf, Professor für Kriminologie und Strafrecht an der Universität Greifswald, sowie der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Erzdiözese Bamberg.

 

Die Studie ist auf zweieinhalb Jahre angelegt und läuft vom 01. Juli 2024 bis zum 31. Dezember 2026. Mit dem Projekt soll das quantitative Ausmaß des durch Kleriker an Kindern, Jugendlichen und Schutzbedürftigen begangenen sexuellen Missbrauchs im Zeitraum von 1946 bis 2022 weiter aufgeklärt werden. Ebenso widmet sich die Studie auch den Folgen des Missbrauchs für die Betroffenen. Ihre Befragung nimmt einen besonderen Stellenwert ein, weil zu den Erfahrungen aus Betroffenensicht bislang nur wenige systematische Untersuchungen vorliegen. Darüber hinaus wird der administrative Umgang mit Beschuldigten und Betroffenen untersucht. Dazu gehören die Analyse von Einzelfällen, die Feststellung von Verantwortlichkeiten und etwaigem Fehlverhalten von Führungspersonal der Erzdiözese, die Identifikation begünstigender struktureller Einflussfaktoren für sexuellen Missbrauch sowie die Bewertung der Möglichkeiten zur Prävention und Intervention im Erzbistum Bamberg.

 

Die Untersuchung sieht zwei prinzipielle methodische Zugänge vor: zum Einen werden Akten und Dokumenten aus dem gesamten Datenbestand der Erzdiözese Bamberg ausgewertet. Darüber hinaus werden leitfadengestützte, problemzentrierte Interviews mit Betroffenen und Zeitzeugen – insbesondere kirchlichen Funktionsträgern – durchgeführt. Alternativ soll hierzu für Betroffene die Möglichkeit der Teilnahme an einer schriftlichen Befragung bestehen. Dem Forschungsteam wird von der Erzdiözese Bamberg der Zugang zu allen relevanten Unterlagen gewährt. Hinzu kommt die Auswertung einer Stichprobe aus dem Personalaktenbestand für den Untersuchungszeitraum.

 

Der Befragung Betroffener wird in dem Projekt ein besonderer Stellenwert beigemessen. Soweit Betroffene zu Äußerungen bereit sind, soll es in den Befragungen um ihre Missbrauchserfahrungen und deren Folgen gehen, aber auch um Offenbarungsprozesse, Reaktionen auf Offenbarungen und den Umgang mit den Betroffenen seitens der kirchlichen Verantwortungsträger.

Meldeaufruf zur Identifizierung weiterer Betroffener

Um im Rahmen des Forschungsprojektes ein möglichst umfassendes Bild vom Umfang des sexuellen Missbrauchs zu gewinnen, werden insbesondere Betroffene, die im Untersuchungszeitraum im Verantwortungsbereich der Erzdiözese Bamberg sexualisierte Gewalt erfahren und sich deswegen bisher noch nicht an kirchliche oder staatliche Stellen gewandt haben, aufgerufen, sich bei den Missbrauchsbeauftragten der Erzdiözese Bamberg zu melden.

 

Die Kontaktdaten finden sich auf der Website der Koordinierungsstelle zur Prävention sexualisierter Gewalt des Erzbistums Bamberg.

 

Noch nicht gemeldete Fälle, die bis spätestens 31.12.2024 gemeldet werden, können noch Eingang in die Studie finden.