Müssen die Standardverfahren von Medikamentenstudien eventuell neu konzipiert werden? Ergebnisse einer aktuellen, internationalen Studie von Dr. Johannes Laferton von der PHB und Kollegen der Harvard Medical School und der Brown University legen dies nah.
Die Wirksamkeit von Medikamenten wird derzeit standardmäßig in doppel-blinden, randomisierten, placebo-kontrollierten Studien geprüft. Wesentliches Merkmal dieser Studien ist, dass weder Patient noch das Studienpersonal wissen, welcher Patient Zucker-Pillen (Placebo) und welcher das tatsächliche Medikament erhält.
Nur so kann sichergestellt werden, dass der Unterschied der Verbesserung zwischen Medikamentengruppe und Placebogruppe rein auf den pharmakologischen Wirkstoff zurückgeführt werden kann, und nicht etwa auf positive Erwartungseffekte, die Patienten dem Medikament gegenüber haben. Ob Patienten in solchen Studien jedoch tatsächlich immer ahnungslos darüber sind, in welcher Gruppe Sie sich befinden, wurde in der Literatur schon mehrfach angezweifelt.
Dr. Johannes Laferton von der PHB und Kollegen der Harvard Medical School und der Brown University zeigen nun in einer Re-Analyse einer psychopharmakologischen (doppel-blinden, randomisiert, placebokontrollierten) Behandlungsstudie für Patienten mit Depression, dass frühe Verbesserungen in der Beschwerdelast bei Patienten die Wahrnehmung beeinflussen, ob sie ein Placebo oder ein Medikament bekommen. Patienten, die die Wahrnehmung haben, ein Medikament zu bekommen, zeigen wiederum in der Folge eine stärkere Symptomverbesserung, als jene, die glauben ein Placebo zu bekommen. Ob die Patienten dabei tatsächlich Placebo oder ein Medikament erhielten, spielte dabei jedoch keine signifikante Rolle. Dadurch lassen sich nicht mehr so einfach Rückschlüsse über den medizinische Wirkstoff ziehen. Neue Studien-Designs sind gefragt, darauf Antworten zu geben.
Interessierte erfahren Näheres im eben erschienenen Artikel im Fachmagazin Frontiers in Psychiatry, der frei zugänglich ist.